Allgemein
  • 3 mins read

Weihnachten

Tobi
  • Okt. 20, 2025

Comments
magzin magzin

Es schneite sanft am Rande der kleinen Stadt, als Mia durch die stille Nacht ging. Die Straßenlaternen warfen goldene Lichtkegel auf den frischen Schnee, und in der Luft lag der Duft nach Tannennadeln und Kakao. In ihrem Herzen lag eine leise Aufregung: Heute würde sie zum ersten Mal das Weihnachtsfest mit ihrer Großmutter allein verbringen.

Zuhause angekommen, öffnete sich die Tür mit einem warmen Knistern. Der Kamin warf tanzende Schatten an die Wand, und der Glanz des Baumes ließ den Raum in ein magisches Licht tauchen. Unter dem Baum lagen bunte Päckchen, sorgfältig mit Schleifen verziert. Mia konnte das Rascheln von Papier hören, das sich mit fröhlichem Kinderlachen mischte.

„Setz dich, mein Herz“, sagte Großmutter mit ihrer sanften Stimme, als Mia sich auf das gepolsterte Sofa legte. Sie öffnete eine alte Kiste und holte zwei Kerzen hervor, die sie neben dem Kamin entzündete. Eine Kerze brannte in ruhiger, gleichmäßiger Glut, die andere in einem helleren, spielerischen Funken. „Jede Kerze erzählt eine Geschichte“, sagte sie. „Die ruhige Kerze erinnert uns daran, was bleibt, wenn der Schnee schmilzt. Die helle erinnert daran, wie wir das Licht teilen, auch wenn die Welt manchmal dunkel erscheint.“

Gemeinsam sangen sie leise Weihnachtslieder, während draußen die Schneeflocken weiter tanzten. Mias Augen leuchteten, als sie an all die Momente dachte, die sie dieses Jahr gelernt hatte: Geduld, Freundschaft, das Teilen von Freude. Plötzlich klopfte es an der Tür. Ein kleiner Junge stand draußen, zitternd vor Kälte, eine zerknitterte Karte in der Hand. „Ich bin neu in der Stadt“, sagte er schüchtern, „und ich habe niemanden, der mir hilft, die Nacht zu feiern.“ Mia zögerte nicht. Sie öffnete die Tür weit, ließ ihn herein, und Großmutter breitete warme Decken über ihn aus.

Sie zündeten die übrigen Kerzen an, holten heißen Kakao und Kekse. Die Gruppe wuchs zu einer kleinen, funkelnden Gemeinschaft heran: Mia, Großmutter, der neue Junge, und ein paar Nachbarn, die durch den Duft von Zimt und Würze angelockt wurden. Gemeinsam sangen sie Lieder, lachten über alte Geschichten und teilten das Fest, als wäre es ihr eigenes.

Draußen fiel der Schnee, aber im Haus war es warm – nicht nur von der Heizung, sondern von der Wärme der Herzen. Als die Nacht sich dem Ende zuneigte, blickten sie alle zum Baum. Die Lichter blinkten wie winzige Sterne, und jeder von ihnen wusste, dass dieses Weihnachten mehr war als Geschenke und Essen: Es war ein Moment des Zusammenhalts, der zeigt, dass Licht am hellsten leuchtet, wenn man es teilt.

Am Morgen erwachte Mia mit dem ersten Sonnenstrahl. Der Baum war noch immer geschmückt, doch etwas anderes war neu: Das Gefühl, dass Weihnachten wirklich dort beginnt, wo Menschen einander begegnen, die Augen öffnen und die Hand reichen. Und so trug sie das Licht in die Welt hinaus – ein kleines Zeichen, das vielleicht den Anfang einer neuen Tradition markierte.

Share:

Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert